Hank
„Haaatschii!“
Schallte es laut durch die kalte Nacht. Und gleich ein zweites Mal.
„Haa-haatschi-tschi-tschiii!“
Cupid war durch das laute Genieße von Prancer, dem Rentier, das neben ihm vor den Wagen von Santa Claus gespannt war, so erschrocken, dass er unweigerlich beim Ziehen des Schlittens aus dem Takt kam. Das Gefährt trudelte ein wenig, doch es kam noch schlimmer. Jetzt waren alle aus dem gewohnten Rhythmus und nur dem Können des Weihnachtsmannes war es zu verdanken, dass sie nicht abgestürzt waren. Das war schon eine sehr heikle Situation. Aber da Prancer überhaupt nicht aufhören konnte zu niesen, mussten sie eine Notlandung machen. Da war ein breiter, schöner, stiller Weg – menschenleer – es hätte nicht besser sein können.
Rudolph drehte sich um und fragte:
„Hey Prancer, was ist denn mit dir los? Du schaust ja gar nicht gut aus!“
„Ich degge, ich habe eined leichted Schnubben. Ich krieg gar keide Luft. Meide Dase ist verstobbt. Und das Fliegen war anstregged.“
„Das hättest du doch zu Hause sagen können, mein Lieber – da hätte ich ein anderes Rentier genommen. Viele warten darauf, einmal mit mir am Heiligen Abend die große Tour zu machen. Du weißt, ich brauche euch alle neun! Der Schlitten ist schwer!“
Santa Claus war nicht böse, aber sehr in Sorge.
„Was machen wir jetzt mit dir? So kannst du doch nicht weiterfliegen!“
„Ich wollte dich dicht eddäusched. Ich dachte, ich schaff’s schod irgedwie… Tuhut bir leid.“
Prancer sah ganz traurig drein und musste schon wieder ganz gewaltig niesen.
Der Weihnachtsmann sah sich um und meinte:
„Wo sind wir da eigentlich gelandet?“
Es war zwar schon Schlafenszeit, aber Owambo war durch den Krach aufgewacht und ins Freie gegangen. Er staunte. Wer ist denn das? fragte er sich. Das ist nicht Sonja, meine Pflegerin – die hört sich anders an. Und sieht auch anders aus. Und Andreas ist es auch nicht. Den kenne ich zu gut.
Owambo ist der Löwe im Tiergarten Schönbrunn – nun wisst ihr auch, wo der Weihnachtsmann gelandet war. Der Löwe ging zurück und weckte Somali, eine seiner Gemahlinnen. Er erzählte ihr, was er beobachtet hatte. Sie sah ihn gelangweilt an und sagte darauf:
„Komm doch. Leg dich wieder hin und schlaf weiter, du hast bestimmt nur geträumt.“
„Nein! Wirklich! Da ist jemand draußen, der nicht hier her gehört! Einbrecher vielleicht, die uns Böses wollen. Ich dachte zuerst Sonja, aber es ist ein Mann und er hat einen roten Mantel an und eine rote Zipfelmütze mit einem weißen Bommel drauf. Und er hat einen großen, dicken Bauch!“
Wundert euch nicht, dass die beiden so miteinander sprechen, das tun sie immer – nur wir können sie nicht verstehen. Beim Weihnachtsmann ist das etwas ganz anderes, der versteht alle Tiere.
Owambo ging wieder ins Freie um nach dem Rechten zu sehen. Jetzt kam auch Somali nach, sie war neugierig geworden.
„Tatsächlich, da ist einer. Wer bist du?“, rief sie ihn mutig an.
Sie dachte sich nicht, dass er antworten würde, da sie wusste, dass die Menschen ihre Art zu sprechen nicht verstanden. Zu ihrem Erstaunen drehte sich der Mann um und meinte:
„Ja wer spricht denn da mit mir?“
Augenblicklich war alles klar. Er war in einem Zoo gelandet.
„Hallo, ich bin der Weihnachtsmann. Entschuldigt die Störung, aber eines meiner Rentiere ist erkrankt und ich musste hier einen Zwischenstopp einlegen. Jetzt bin ich ein wenig ratlos, wie es weitergehen soll. Prancer kann so nicht weiterfliegen.“
„Also du bist der Weihnachtsmann. Gehört haben wir schon von dir, aber dass es dich wirklich gibt… Vielleicht kann ich dir helfen, lass mich kurz nachdenken. — Ja. So könnte es gehen. Ist es eigentlich schwer, diesen Schlitten zu ziehen?“ fragte Owambo teilnamsvoll.
„Ein bisschen Geschick gehört schon dazu. Willst du etwa aushelfen?“
Der Löwe schüttelte sich.
„Nicht dass ich nicht wollte oder gar – nicht könnte. Aber es ist zu kalt. Ungemütlich. Nichts für mich.“
„Ich dachte, du hast eine Idee“, antwortete Santa Claus traurig. „Ich sehe schwarz für das heurige Weihnachtsfest.“
„Klar habe ich eine Idee. Wir haben ja auch Rentiere hier im Zoo. Vielleicht könnte Hank…? Da könntest du deinen Prancer hierlassen und Manuela, das ist die Pflegerin dort, müsste ihn gesundpflegen. Die macht das. Die ist nett – sie hat auch schon bei uns ausgeholfen… und sie riecht immer so gut nach Wild…“, dabei leckte er sich versonnen das Maul.
„Gar nicht übel, gute Idee. Und wo finde ich diesen Hank?“
„Hier im Zoo – irgendwo. Genau weiß ich das auch nicht, wir dürfen hier ja nicht heraus. Die Menschen sind da ein wenig eigen. Dabei laufen hier so leckere Imbisse herum… nicht immer nur das fade Fleisch, das wir serviert bekommen. Ich will mich ja nicht beklagen, aber… aber lassen wir das.“
„Was meinst du mit ‚leckeren Imbiss‘?“, wollte Santa Claus wissen.
„Einen weißen Pfau vielleicht“, und grinste dabei breit – so gut ein Löwe halt grinsen kann.
„Wie kommst du denn gerade auf einen weißen Pfau?“, fragte er weiter.
Jetzt schüttelte sich Owambo vor Lachen. Als er sich ein wenig beruhigt hatte, antwortete er:
„Nun ja, Lynn, die Eisbärin, hat uns das vorgemacht – das hat sich sogar bis zu uns herumgesprochen. Da war ein weißer Pfau in ihrem Gehege – und sie hat ihn geschnappt und mit großem Appetit verzehrt. Und Ranzo, ihrem Gefährten, hat sie nichts abgegeben. Naja, war ja auch nur ein ganz kleines Häppchen…“
„Das ist aber gar nicht nett von euch“, meinte der Weihnachtsmann, „darüber auch noch lachen…“
„Was willst du? Wir sind nun einmal Raubtiere! Ja. Aber du hast Recht. Nett war das nicht von Lynn. Zugegeben. Aber zurück zu deinem Problem. Wenn du ein Stück zurückgehst, ist da eine Tafel, glaube ich, wo alles oben steht. Das ist ein Plan, sagen die Menschen. Vielleicht hilft dir das weiter. Uns musst du jetzt entschuldigen, es ist kalt und wir möchten wieder hineingehen. Viel Glück, Weihnachtsmann!“
Santa wollte schon zu besagter Tafel gehen, da wisperte über ihm ein dünnes Stimmchen:
„Was ist denn das für ein Krach? Ihr habt mich aufgeweckt und ich habe so schön geschlafen!“
Als der Weihnachtsmann hinauf sah, saß ober ihm ein Eichkätzchen auf den verschneiten Ästen.
„Kann ich dir helfen? Ich habe da so ein bisschen zugehört. Ich bin übrigens Fridolin, und wer du bist, weiß ich ganz genau. Du bist der Weihnachtsmann. Ich weiß, wo die Rentiere zu Hause sind.“
„Das ist fein. Kannst du mich hinführen? Es wäre wirklich wichtig.“
„Es ist aber so finster, ich kann nichts sehen!“
„Na da werde ich eine Laterne von meinem Schlitten mitnehmen, da sehen wir dann genug.“
„Gut, dann mach schnell, damit ich bald wieder in meinem gemütlichen Nest bin. Ich bin es nicht gewohnt, in der Nacht herumzulaufen!“
Und so stapfte der Weihnachtsmann hinter dem Eichkätzchen her, das geschäftig vor ihm herhüpfte. Die Laterne hielt er hoch, dass Fridolin auch genug sah und sich nicht verlaufen konnte.
„Was ist denn da los?“, kam es von der linken Seite, „Das ist ungewöhnlich!“
„Erzähle ich dir morgen, Ursi!“
Schnell war das Eichhörnchen bei den Baumstachlern vorbeigehuscht und Frau Urson sah Fridolin und dem Mann im Roten Anzug neugierig nach. Im Gehege daneben wohnten die Rentiere.
Im Raum des Wachdienstes sah Jutta auf die Uhr und machte sich für ihre Runde bereit. Ja, im Zoo muss man auch in der Nacht gucken, ob alles in Ordnung ist. Sie stapfte durch den frisch gefallenen Schnee und stand zehn Minuten später fassungslos vor dem Schlitten des Weihnachtsmannes.
„Was ist denn das?“, fragte sie halblaut vor sich hin. „Bin ich jetzt übergeschnappt? Wo kommt der Schlitten her? Und die vielen Rentiere? Die Türen sind doch zu – spielt mir da jemand einen Streich – nöö. Das kann nicht sein. Aber das ist eigenartig.“
Owambo kam heute anscheinend nicht zum Schlafen. Er kam wieder heraus und wollte Jutta sagen, was Sache ist, aber aus seinem Maul kam nur ein unverständliches Knurren und aufgeregtes Fauchen. Sie verstand ihn nicht. Vielmehr überlegte sie, was sie machen sollte, so etwas war ja noch nie vorgekommen.
Inzwischen stand der Weihnachtsmann doch etwas ratlos vor dem Gehege der Rentiere. Wie sollte er da hineinkommen und vor allen Dingen – wie sollte Hank herauskommen? Das machte ihm schon Kopfzerbrechen. Hank war natürlich auch aufgewacht und gleich zum Zaun gekommen.
„Du also bist der Weihnachtsmann. Schön, dich kennenzulernen. Für uns einfache Rentiere bist du ja nur eine Legende, die wir gerne unseren Kindern erzählen – umso schöner, dass es dich wirklich gibt – was hat es für einen Grund, dass du uns besuchst?“, wollte Hank wissen.
„Es ist etwas geschehen. Und zwar kann Prancer, eines meiner treuen Rentiere, nicht weiter, weil er erkrankt ist. Jetzt bräuchte ich dringend Hilfe. Könntest du ihn nicht vertreten? Du bist sicher stark genug, um mit den anderen den großen Schlitten zu ziehen… kannst du dir das vorstellen?“
„Oh ja. Es wäre mir sogar eine große Ehre, dir zu helfen.“
Rentierweibchen Helmi war auch hinzugekommen und fragte aufgeregt:
„Das ist aber nicht etwa gefährlich? Und zurückkommen wird er auch? Sonst lasse ich ihn nicht fort!“
„Aber ja! Es ist ja nur für diese eine Nacht, bis ich meine Geschäfte erledigt habe und bis Prancer wieder gesund ist. Ich sollte mich sowieso schon sputen… bin sehr spät dran!“
Die Frage, wie er Hank herausbekommen sollte, konnte er nicht mehr stellen, da Jutta schnellen Schrittes auf ihn zukam.
„Wer sind sie denn? Und wie kommen sie hier herein?“
„Wonach sieht es denn aus?“
Bei diesen Worten klopfte er sich auf den mächtigen Bauch.
„Das verstehe ich aber jetzt nicht. Den Weihnachtsmann gibt es doch gar nicht! Also – wer sind sie wirklich?“
„Santa Claus. Und bitte, bitte, helfen sie mir. Hank und ich sind sich schon einig. Er wird nämlich mit meinen anderen Rentieren den Schlitten ziehen, weil mein Prancer krank ist. Er hat schon zugesagt!“
„Sie sprechen also mit Rentieren.“
„Sicher, was denn sonst? Ich spreche mit allen Tieren.“
Jutta sah den Weihnachtsmann verunsichert an.
„Ich kann ihnen das Rentier aber nicht herausgeben, selbst wenn ich wollte. Ich bin nicht befugt. Aber ich könnte die Tierpflegerin anrufen…“
„Jaaa! Bitte tun sie das! Aber schnelllllll, wenn ich bitten darf. Mit der Zeit läuft mir die Zeit allmählich davon! Es ist Heiliger Abend und die Kinder wollen beschenkt sein! Meine Runde ist groß!“
Während sie ihr Handy herausnahm dachte sie: was mach ich denn da? Die schicken mich ja in die Klapse! Nun versuchte sie der Pflegerin zu erklären, was eigentlich unerklärbar war.
„Bin gleich da.“, sagte Manuela und legte verdutzt wieder auf.
Die Pflegerin der Rentiere dachte, na das kann ja heiter werden – Weihnachtsmann – Schlitten – Rentiere! Und das am Heiligen Abend! Naja, wann sonst, wenn nicht heute?
Sie zog sich an und verließ ihre Weihnachtsfeier mit den Worten:
„Der Weihnachtsmann braucht mich. Was immer das zu bedeuten hat.“
Zum Glück wohnte sie nicht weit weg vom Zoo und so war sie in Null Komma Nix vor Ort. Sie glaubte, ihren Augen nicht zu trauen. Da stand doch tatsächlich ein Weihnachtsmann vor dem Rentiergehege. Ich bin im falschen Film. Wie kommt der da rein?
Santa Claus erzählte nochmals seine Geschichte, aber er war schon ein wenig ungeduldig. Er machte seine Bitte sehr dringend und hatte anscheinend Erfolg bei Manuela.
„Und jetzt sollen wir die Rentiere austauschen? Wo sind die?“
„Wir sind vor dem Löwenkäfig gelandet. Dort war viel Platz. Die Idee mit Hank kommt eigentlich von Owambo, der hat mich darauf gebracht.“
„Unser Löwe hat ihnen das gesagt?“
„Ja. Ein kluges Tier.“
Das Eichhörnchen hatte sich im warmen Ärmel des Weihnachtsmanns versteckt und fragte ihn jetzt:
„Bringst du mich bitte wieder zu meinem Baum zurück?“
„Aber ja, Fridolin, gleich,“ und zu Manuela gewandt, „es ist doch recht, wenn ich jetzt Prancer hole?“
„Prancer?“
„Ja. Mein krankes Rentier.“
„Na gut. Dann versuchen wir’s mal.“
Es dauerte nicht lange, bis der Weihnachtsmann zurückkam. Prancer zitterte und nieste. An seinen Augen konnte man sehen, dass er wirklich krank war. Jetzt ging eigentlich alles ganz schnell. Manuela übernahm das verschnupfte Rentier und verbrachte es in ein eigenes, kleineres Abteil des Geheges, damit es sich auskurieren konnte und damit es niemanden ansteckte. Obwohl – Helmi kam schon hinzu und begrüßte Prancer mit dem ihm gebührenden Respekt. Wann kam schon so hoher Besuch?
Die liebe Pflegerin kümmerte sich auch gleich um ihn, damit er endlich zu niesen aufhörte. Prancer legte sich auf das weiche warme Stroh, das da ausgebreitet lag, und war froh, dass alles so gekommen war. Er naschte von den saftigen Karotten und döste erschöpft ein.
Der Weihnachtsmann sah Prancer sorgenvoll an und sagte zu Manuela:
„In ein paar Tagen hole ich ihn dann wieder ab. Heute macht das keinen Sinn mehr. Hank kommt so lange zu mir auf den Nordpol. Das wird ihm sicher gefallen. Dann kann er auch allen erzählen, was er erlebt hat. Brauchst dir keine Sorgen machen, er hat’s gut bei mir. Ich komme dann, sagen wir – am siebenundzwanzigsten Dezember um zehn Uhr abends meinen Prancer abholen. Da geht es ihm bestimmt soweit gut, dass ich ihn mitnehmen kann. Also, dann bedanke ich mich für die Hilfe und mache mich auf den Weg. Fröhliche Weihnachten!“
Während Santa Claus mit Hank zu dem Schlitten ging, erklärte er ihm, was er zu tun hatte.
„Das Wichtigste ist, dass du im gleichen Takt mit den anderen Rentieren bleibst, sonst kommen wir ins Trudeln und das wäre nicht so gut. Aber du schaffst das! Da bin ich mir sicher! Du wirst sehen, es gibt nichts Schöneres für ein Rentier, als den Schlitten des Weihnachtsmannes zu ziehen!“
Irgendwie schien es, als ob Hank jetzt der Mut verlassen hätte und er meinte:
„Hoffentlich schaff ich das!“
„Aber sicher!“, kam es vom Weihnachtsmann zurück, „Wenn’s einer schafft – dann du! Oder soll ich vielleicht Fridolin vorspannen…? Wäre das nichts?“
Fridolin sah den Weihnachtsmann erschrocken an.
„Das ist aber jetzt nicht dein Ernst!“, sagte es und hüpfte mit einem großen Satz auf seinen Baum.
„Und tschüss – und gute Nacht – und fröhliche Weihnachten!“ – Dann war er verschwunden.
Nun stellte der Weihnachtsmann Hank seine Rentiere vor.
„Also. Da wären – Rudolph, Dancer, Dasher, Vixen, Comet, Cupid, Donner und Blitzen. Dein Platz ist gleich hinter Rudolph neben Cupid.“
Mit diesen Worten legte er Hank das Zaumzeug um. Es war ein wenig schwierig, da Hank ein riesengroßes Geweih hatte. Die anderen Rentiere sahen fast ein wenig neidisch auf den mächtigen Kopfschmuck und Blitzen fragte:
„Wie hast du denn das gemacht? Ein so mächtiges Geweih habe ich ja noch nie gesehen!“
„Weiß nicht“, kam es leicht verlegen zurück, „das ist einfach so aus meinem Kopf gewachsen. Ich habe nichts dazu getan.“
Als Santa Claus fertig war, meinte er:
„Genug geschwätzt! Können wir?“
Mit diesen Worten warf er seinen berühmten Flugsand über die Rentiere, die sich auch sofort erhoben. Dann rief er:
„So! Zuerst etwas langsam, damit sich Hank gewöhnen kann, und dann geht’s los!“
Es war schon ein komisches Gefühl für Hank, plötzlich keinen Boden mehr unter den Beinen zu haben, und es sah etwas hilflos aus, wie er unbeholfen mit denselben herumruderte. Dancer merkte das natürlich und sagte zu ihm:
„Es ist genauso wie laufen. Laufen ohne festen Boden. Aber die Bewegungen sind ganz die gleichen! Nur Mut!“
Hank befolgte den Rat von Dancer – und sieh‘ da! Es funktionierte! Langsam kam Bewegung in das himmlische Fuhrwerk und mit einem fröhlichen, lauten ‚Hohooooooo‘ verschwanden sie im Dunkel der Weihnachtsnacht.
Jutta und Manuela waren zum Löwengehege gegangen und verfolgten fassungslos das Geschehen. Owambo und Somali waren auch nochmals herausgekommen und sogar Fridolin riskierte noch ein Auge, bevor er sich in sein Nestchen kuschelte. Aber schlafen konnte er nicht mehr. Zu aufregend war alles gewesen. Manuela sah Jutta an und sagte:
„Du, war das jetzt… echt?“
„Weiß nicht, aber ich glaube ich werde es niemanden erzählen. Sonst…“, Jutta verdrehte dabei die Augen und sah in den klaren Nachthimmel.
„Darüber muss ich wohl auch schweigen – nur blöd, dass Prancer hier bleiben muss und Hank so weit weg ist. Hoffentlich fällt das niemandem auf, weil – erklären kann ich das nicht. Du verstehst?“
„Klar versteh ich das. Na gut, ich muss meine Kontrollrunde fertig gehen. Was soll ich in das Buch eintragen? Keine Vorkommnisse…?“
„Keine Vorkommnisse.“
Manuela sah noch einmal nach Prancer, aber der war fest eingeschlafen.
Für Hank war es ein riesiges Abenteuer und alles funktionierte reibungslos. Die verlorene Zeit hatten sie auch bald aufgeholt und so kam jedes Kind zeitgerecht zu seinen Gaben.
Am Nordpol gab es vieles zu bewundern, nicht nur die vielen Wichtel, die dem Weihnachtsmann zur Hand gingen. Er lernte auch Frau Weihnachtsmann kennen, die immer ein paar Leckerbissen für die Rentiere bereit hatte. Doch er musste sich eingestehen, dass es ihm im Zoo besser gefiel. Er hatte Sehnsucht nach Helmi und auch nach seiner Pflegerin – und nicht zuletzt nach den vielen Besuchern die immer wieder staunend vor dem Gehege standen.
Der siebenundzwanzigste Dezember war gekommen und Santa Claus packte geschäftig einen großen Sack zusammen. Dann ging er zu Hank und sagte:
„Na, dann wollen wir mal! Es geht heimwärts, mein Freund! Lass dich satteln!“
„Wieso willst du mich satteln? Du wirst doch nicht etwa auf mir reiten wollen?“
„Doch, wie denkst du sonst kämen wir zu dir nach Hause?“
Als der Sattel festgezogen war, schwang er sich den Sack auf die Schulter und stieg auf Hanks Rücken. Flugsand, und huiiiiiii, ging es schon dahin. Viel schneller als gedacht landeten sie vor dem Rentiergehege. Manuela war auch schon da und Prancer stand wartend am Zaun. Die Tiere wurden ausgetauscht und zum Abschied überreichte der Weihnachtsmann der Pflegerin den vollen Sack.
„Kommt zwar mit etwas Verspätung, aber von Herzen. Da sind Leckerbissen für alle drin, die mir geholfen haben. Lasst es euch gut schmecken!“
Nach einer kurzen Verabschiedung war der Weihnachtsmann wieder auf dem Weg zum Nordpol. Hank freute sich, wieder da zu sein, und Manuela verteilte die Leckerbissen.
Jutta und Manuela sprachen nicht mehr über das Erlebte. Niemand hätte ihnen geglaubt. Bei den Tieren war das etwas ganz anderes. Von Käfig zu Käfig wurde erzählt, was geschehen war, und Hank war ein richtiger Held. Aber davon wussten nur die Tiere, denn die Menschen verstehen ja ihre Sprache nicht. Und das ist gut so.
erzählt von Soreylia 2013 A.D.
„Die Menschen verstehen ja die Sprache der Tiere nicht. Und das ist gut so.“ – – Also da bin ich anderer Meinung: es wäre vielleicht mal nötig, dass wir die Tiere verstehen. Vielleicht gäbe es dann weniger traurige Tiere, um nicht das unsägliche Wort ‚Nutztiere‘ zu sagen…
Aber Danke für die herzige Geschichte.
Solche Geschichten sind genau das richtige nach einem anstrengenden Tag. Und ja, man muß die Geschichten sofort lesen. So schön. Vielen Dank dafür. Einen schönen 4. Advent wünscht allen Betti
Oh wie schön. Wieder eine sehr schön erzählte Geschichte. 🥰💭
Ging mir ähnlich wie Juddel 😳😬:
Einmal anfangen zu lesen und nicht mehr aufhören, bis die Geschichte zu Ende ist. 😉👍
Manchmal möchte man doch noch einmal Kind sein, um einfach mal eine Geschichte glauben zu können. 🤔💭
Liebe Grüße und einen schönen vierten Advent 🕯🕯🕯🕯❄️🥶🌨aus dem verschneiten „Süden“.
es ist wie immer: eigentlich will ich nur kurz anlesen, aber es fesselt mich und ich kann nicht mehr aufhören, so flüssig und gut durchdacht sind die Geschichten und nehmen mich mit in eine friedlichere Welt. Möge das abfärben auf unsere !!!
Schönen vierten Advent liebe Uli-Fans !