Alte Fotos oder klugscheißen mit Gerd

Vielleicht ist euch auch schon mal aufgefallen, das auf alten Portraits niemand lacht oder lächelt.
Seltsam, nicht?
Na gut, Indianer hatten wohl nicht viel zu lachen in dieser Zeit.
Auch die Dame total ernst…
Soldaten durften vielleicht nicht lachen…
Auch sehr ernst.
Erklärung 1: Zu diesen Zeiten galt es als unschicklich die Zähne zu zeigen. Sogar in der Kirche wurde verkündet, das die Lippen dazu da sind, die Zähne zu bedecken. Erklärung 2 : In dieser Zeit gab es noch kein Blitzlicht, sondern nur die Blitzrinne mit einer Blitzpulvermischung, hochgefährlich und in Räumen verboten. Also waren Belichtungszeiten von einigen Minuten die Norm. Absolute Unbeweglichkeit des Motivs waren zwingend erforderlich. Es wurde ja auch nur eine einzige Aufnahme gemacht und die musste stimmen. Ein Foto war halt auch ziemlich teuer. Ein ernstes Gesicht ist leichter beizubehalten als ein Lachen oder Lächeln. Als die Blitzbirnen 1928 erfunden waren, wurde alles einfacher. Allerdings wurden Blitzbeutel noch lange benutzt, diese waren halt sehr billig.
Ich habe noch so ein paar Blitzbeutel, mit solchen hat mein Vater noch in der 60ern geblitzt. Was für ein Rauch und Dreck! Ich hoffe, niemand ist beim lesen eingenickt. Euer Gerd (Und fühlt euch „geblitzdingst“)

16 Kommentare on “Alte Fotos oder klugscheißen mit Gerd

  1. Tolle Bilder, Gerd, und ein interessantes Thema: wer hat eigentlich damit angefangen, Fotomodelle „cheese“ sagen und lachen zu lassen? Im Zweifelsfall bestimmt die Amerikaner…Sind nicht die ernsten Gesichter viel authentischer (puh, ich mag das Wort ja nicht…) angesichts dessen, was die fotografierten Personen wahrscheinlich erlebt haben? Zumal der Fotograf sicher nicht gesagt hat: „Und jetzt bitte lächeln….und cheese“. Er hat sie fotografiert, wie sie waren und sich gerade fühlten. Und das war eben….ernst.

    1. Cheese, keine Ahnung. Bei mir dürfen Kinder bei Studio-Workshops immer „Rattenscheisse“ sagen. Oft von den Eltern zu uns verschleppt, sind sie erst ängstlich und angespannt, aber nachdem sie erst im meiner Piraten-Schatzkiste mit den Requisiten gewühlt, sich verkleidet unser Krokodil entdeckt und „Rattenscheisse“ gesagt haben, tauen sie auf.

      Lucky

      Und einige rocken dann den Laden so, dass die Eltern ihr Kind nicht wieder erkennen. 🙂

      Lisa

      Zum Thema People bin ich erst spät gekommen, habe es eigentlich wie unser Uli mehr mit den Viecher gehabt, aber mit inzwischen entsprechender Routine schubse ich gern Menschen vor die Kamera.

  2. habe gerade gesehen, dass man im Kommentar keine Bilder einstellen kann. Wer Interesse hat, einfach Link bis zum „jpg“ in die URL kopieren.

    Admin: Ich war so frei die Links mal zu kompatibilisieren. 😉

  3. Was für ein interessantes Thema.
    Ich habe noch relativ viele alte und sehr alte Fotos, da meine Eltern seinerzeit die Großeltern gepflegt haben und die Bilder und Alben „bei uns“ verblieben sind.
    Im Übrigen liebe ich es in so altem Zeug herumzuwühlen 🙂

    Ich habe hier ein paar Beispiele aus dem privaten Archiv.

    1. meine Mutter beim Fotografen 1925, wie die vorgestellten in Version Ernst. Und ein Kind hält wohl auch nicht solange still, wie es erforderlich wäre.
    Mutter

    2. private Fotos von 1929 und 1930
    Das ein oder andere Lächeln bzw. Lachen kommt da schon mal auf.
    Lachen

    Lächeln

  4. Also, ich muss euch enttäuschen, die Fotos sind von Pixabay. Brauchte was zur Demonstration. Ich habe leider keine alten Familienbilder, da ist im 2.WK sehr viel verloren gegangen.
    Ich kann mich noch gut an eine schon damals steinalte Fotografin erinnern, die zu meinen Kindertagen tätig war. In dem Studio war die Zeit stehen geblieben, es war finster, roch unglaublich muffig, modrig und alles war schon abgewetzt. Sie hat noch mit alten Plattenkameras aus Holz fotografiert. Ich erfand immer Ausreden, um da nicht mit hin zu müssen, hat aber nie was genützt. Zu Hause kam dann die Kleidung sofort in die Wäsche. Kurz nach dem sie das Geschäft aufgegeben hatte, wurde das Gebäude abgerissen.

    1. Heute würde man solch ein altes erhaltenes Geschäft mit anderen Augen betrachten und staunen mit was für primitiver Technik gearbeitet wurde. Das beste Beispiel für so einen Laden ist ja der historische Friseursalon, den man entdeckt hat, als man das Haus für den Abriss bereit machen wollte. Das Haus steht noch und der historische Friseursalon lockte schon Tausende Besucher an, wenn er geöffnet war.

  5. Ha! Das Blitzdingsen hat wohl nicht so ganz gewirkt, ich kann mich an heute Vormittag wieder erinnern 🙂 🙂

    Ein wirklich beeindruckender Beitrag, lieber Klugscheisser! Tolle Fotos – wobei ich natürlich den Indianer ganz besonders toll finde. Leider ist die Fotokiste unserer Familie in Feindeshand – also habe ich auf die alten Fotos meiner Groß- und Urgroßeltern keinen Zugriff. Die sind sicher auch mit Blitzbeutelhilfe entstanden.

    Ich habe mich schon oft gefragt, warum die Leute damals alle so steinern geguckt haben – die Llange Belichtungszeit war mir ja noch klar, aber dass Zähnezeigen unschicklich war und auch schwer über längere Zeit aufreht zu erhalten – an das habe ich so gar nicht gedacht.
    Ach, was ist das von Klugscheissern beglückt werden doch aufregend! Nur weiter so – bin begeistert!

  6. Eine interessante Zeitreise,die Fotos wären was für ein Museum, dabei noch die Erläuterung ,von obigen Text,könnte mir vorstellen ,dass es auch in einer modernen Ausbildung zum Fotografen wichtig wäre.👍😊

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