Spitznamania

Diese auch von Uli Stein so gepflegte liebevollen Verteilung passender Spitznamen lebt auch meine Familie schon lange aus, aber auch die Kollege meines Vaters und Bruders (gleicher Arbeitgeber) oder meine. So gab es auch dort den Namen „Flodder“, allerdings „Frau Flodder“ für einen männlichen Kollegen. Es hieß man müsste diesen nur aus 100m Abstand sehen und wüßte dann sogleich, wie dieser Herr zu jenem Spitznamen kam. Einen „Langen Donnerstag“ oder „Vollstreckerer“ gab es dort natürlich auch. Wie Schweinchen Dick und Bugs Bunny schauten wir Kinder damals Klondike Cat, Zack hieß die Frau eines Bekannten „Clondey“, allerdings aus Unkenntnis von den Eltern vergeben. Wir Kinder waren deshalb erst sehr irritiert, hätten da zwei weitaus passendere Alternativen gehabt, aber egal.
Ein früherer Nachbar in Hamburg, tagtäglich nur mit blauer Latzhose zu sehen, wurde von uns Kindern Lopo getauft, eine weitere Person mit angewachsener Latzhose, allerdings im Yachthafen, wurde frei nach der Hamburger Spezialität Lapskaus „Latz Klaus“ genannt. Zu Gast im Yachthafen lagen dann noch Bootsbesitzer eines Nachbarvereines, dessen Hafen gerade ausgebaggert wurde. Ein Pärchen, beide mit auffallend comedyreifem Gebiss, wurden dann „Die Feddersens“. Herr „Feddersen“ bat mich dann, ob ich mal bei seinem Kocher hören könne, ob das Gas zischt. Nichts zischte, obwohl er aufgedreht hatte und meinte, an der Flasche zischt es aber. Jedenfalls zischte ich dann ab und der Rat meiner Eltern „Geh da bloß nicht wieder auf das Boot!“, war dann eh ein Selbstgänger: „Im Traum nicht!“ Mit diesem Wissenstand fuhren wir dann alle mit dem Boot in den Urlaub, nach Osten die Elbe hinauf, Richtung Elbe Lübeck Kanal, der ab Lauenburg Elbe und Trave verbindet. Wir erreichten gerade das Atomkraftwerk Krummel, als eine laute dumpfe Explosion bebte. Sofort waren vier Augenpaare auf das AKW gerichtet, dort aber alles gut und ich bemerkte dann: „Die Feddersens!“ Die Anspannung wandelte sich in kollektives Gejohle. „Die Feddersens“ haben wir auch nie wieder gesehen, aber tatsächlich war zig km in Hamburg entfernt die Ölmühle exploriert. Kurz danach erreichten wir Lauenburg und machten am Abend vor der Schleuse fest, um am nächsten Morgen die Fahrt durch den Kanal fortzusetzen. Kommt da so ein Herr mit einem winzigen Schlauchboot recht unbeholfen angerudert, klödert der Reihe nach alle wartenden Boote ab, wollte absprechen, dass wir am nächsten Morgen alle gleichzeitig aufbrechen, damit man uns gemeinsam durchschleust. Gern, wir sind dabei und mein Bruder nannte ihn, wie er doch arg übereifrig oft von Boot zu Boot ruderte, nach einer Figur aus Asterix „G.O.“, den Großen Organisator. Alle ins Bett, um am nächsten Tag den Kanal zu schaffen und abends möglichst noch den Mast aufrichten zu können. Morgens dann [Duffduffduff], ein Binnenschiff fährt vorbei Richtung Schleuse. Alle in 30 Sekunden aus den Kojen, auf Manöverstation, Motor an, Leinen los, hinterher in die Schleuse, vorbei am G.O., der sich – soeben vom Treiben draussen aufgewacht – die Augen rieb, während wir nach dem Schiff in die Schleuse schipperte. 🙂
https://www.comedix.de/lexikon/db/epidemais.php
Asterix – gutes Stichwort. Nach Lehre und Wehrdienst kaufte ich mir meine erste richtige Kamera und war auch gleich Gründungsmitglied eines Fotoclubs, den ein kleiner alter Mann aus Kairo leitete. Als der mal bei meiner Familie vor der Tür Stand, dort mal etwas abgeben wollte, öffnete mein Bruder und zack hatte auch der nette kleine Mann seinen Spitznamen: Tennisplazis, benannt nach einem freundlichen Ägypter, der bei „Asterix“ durch ein Mißverständis in Diensten der Römischen Legion stand, weil er dachte er hätte eine Pauschalreise gebucht und die ganze Show in der Ledion freudestrahlend mitmachte:
https://www.comedix.de/lexikon/db/tennisplatzis.php
Den kleinen Nachbarjungen, auch beim schönsten Wetter in sein Kinderzi… Verliess eingesperrt, taufte mein Bruder „El Lute“. Wir erinnern und an Boney M: „He has only seen the dark side of life …“ und wissen warum. Schrie der Knirps wie am Spiess oder zappelte mal wieder über den elterlichen Rasen, wird er auch schon mal „Oskar Matzerath“ oder „Wackelelvis“ genannt und wenn wir dann „braver Soldaten Schwejk“ und „Alice Schwarzer“ hören, wir haben direkt die Nachbarn vor Augen, die diese Namen bekommen haben. Soweit echte Selbstgänger und wer den Spitznamen „Frikadelle“ bekommen hat, beantwortet sich da auch beim Blick aus dem Profil von selbst. Und wie heißt die große hübsche Slowakin mit den High Heels? Das ist die hohe Tatra. Nicht sooo ganz politisch korrekt 😉 geht es bei der Namensgebung der Hörnchen zu: Ein sehr dunkles Hörnchen wurde kackfrech „Bimbo“ getauft, netter kam sein Kollege weg, der nur eine schwarze Kutte trägt: „Rocky“

LI, also da brauche ich nur zu erwähnen, dass mein Bruder und echte Fans des Films „Das Boot“ sind, zeitweilig auch Windows Systemklänge oder Handysingale aus dem Film integriert wurden, auch U-Boot Computerspiele pimpte ich damals schon durch Sounddateien aus jenem Film und Windows start oder Mails wurden selbstredend mit entsprechender Begleitmusik versehen. Drei Männer in technischen Berufen, wenn da was angefasst wird, ist der Spruch „LI vorne oben 10 hinten oben 5“ zwar nicht für den Pastaversorger gewährleistet, aber alle verstehen in den Kreisen gleich was gemeint ist.
Was wA betrifft, wäre es in diesem Falle unangemessen von Assistentin zu sprechen, eher ist es eine super Freundschaft mit fachlicher Symbiose aus langjähriger Hardwarepraxis mit geballter Pixelschuberkompetenz: Eine ganz besonderer Lieblingsmensch:in ist vom gleichen Fach wie die wA, hatte fotografisch lange „nur“ Produktfotos vom Fließband gemacht und mich beim Sport mal angestubst, dass sie bei anderen Themen mehr Praxis bräuchte, ob ich da helfen könne. Sehr gern tat ich das und fotografiere seitdem ähnlich gern zusammen mit ihr, wie Uli es mit Kathrin, seiner wA, tat. Einen Spitznahmen habe ich ihr auch schon gegeben, in diesem Fall einen passenden wie netten, aber den verrate ich nicht. Nicht Euretwegen, hier sind ja alle nett, aber wir nicht ganz unter uns und sie möchte diesen Namen doch gern für ihre Webseite nutzen und nicht die Domain verlieren.

6 Kommentare on “Spitznamania

  1. Dass man fremde Leutlingse mit Spitznamen bedenkt, ist nichts Ungewöhnliches. Lustig nur, wenn sich plötzlich einander Fremde gegenseitig nur mit den Spitznamen ansprechen müssten und diese gerade noch so verschlucken können und dann stumm dastehen, weil sie keine anderen Namen parat haben 😁

    Ich habe darüber hinaus für – oder besser gesagt – über meinen Männe eine Kodierung eingeführt, die, so hoffe ich, nur er wirklich versteht…
    Wenn er etwas Ungeschicktes oder Dummes gemacht hat: „Du Frosch!“ 🐸
    Wenn er etwas Doofes, aber Harmloses getan hat: „du Froschkind!“ oder „Fröschlein!“(Kaulquappe ist etwas mühsam)
    Wenn er eine Supereselei begangen hat: „Du Froschkönig!!!“
    Klingt doch vieeeeel harmloser als „Du Vollidiot!“, oder?
    Zum einen habe ich den Überdruck abgelassen, zum anderen ist er nicht beleidigt – König ist immer noch König! 😉
    So lasse ich ihn wissen, dass ich das wirklich blöd finde, was er da gemacht oder gesagt hat, aber alle, die mithören, sind eher verwirrt – nur hat sich keiner bisher zu fragen getraut, was das mit dieser Amphibie auf sich hat ✌️
    Und jetzt hoffe ich mal, dass er dies nie lesen wird…

    P.S.: Tolle Einführung, den Kommentar noch ein paar Minuten bearbeiten zu können!

  2. Spitznamen für bestimmte Personen hat wohl jeder schon mal vergeben. Eine Kollegin nannten wir „das Wiesel“, weil sie klein war und schnell wie ein Wiesel, eine andere Kollegin war „die Spitzmaus“, wegen ihres schmalen Gesichtes. Eine Kollegin hat den Spitznamen der Stadt, aus der sie kam und eine wie ihr Nachname in Verniedlichung. Da sie sich auch so vorgestellt hat, hat es ewig gedauert, bis wir wußten, das sie eigentlich Ramona heißt, da sie KEINER so anspricht. Blöd nur, wenn man manche Leute nur mit Spitznamen kennt und sie dann irgendwann mal ansprechen muß, diese Person aber nichts von dem Spitznamen weiß… 😉

    1. „nur mit Spitznamen kennt und sie dann irgendwann mal ansprechen muß“ Da fällt mir gleich der Ulla Meinecke-Song „Die Blonde“ ein. „Und deinen Freunden wird ganz peinlich, wie sie in ihren Köpfen kramen, sie kommen einfach nicht auf deinen Namen. Und das du Häschen heißt, ist unwahrscheinlich…“

    2. Das kenne ich auch vom Segeln, d.h. Leute, wo wir bis heute nur den Bootsnamen kennen. Hat man dann abends im Hafen oder vor Anker mal gebechert, kennt man Boots- und Vornamen. Die Nachnamen kennt man da nur von den Arschlöchern. 😉

      1. Interessant…. Bin angemeldet, aber mein Kommentar von vorhin wartet auf Moderation. Ich melde mich eigentlich immer erst an… Außerdem muss man ja, wenn man nicht angemeldet ist, Namde und mail-Addy eingeben – also kann man sich ja eigentlich nicht irren, ob man jetzt angemeldet ist oder es vergessen hat.
        Vielleicht, weil ich den Kommentar nachträglich als Test bearbeitet habe?

        Mal sehen, was mit diesem Kommentar geschieht….

        1. Warum ist dein Kommentar nicht freigegeben? Ich habe die Antwort! „Und jetzt hoffe ich mal, dass er dies nie lesen wird…“ Deshalb! 🤣🤣🤣

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