Die Teilzeitkatze

Wir schreiben das Jahr 2024 und leben nun in einem Haus mit Garten. Daher – und weil wir ja doch schon die 60 hinter uns gelassen haben – haben wir beschlossen, keine Haustiere mehr zu haben. Da wir die letzten 39 Jahre unser Leben mit Katzen geteilt haben und zum Personal für Stubentiger mutiert sind, würden wir als Haustiere am liebsten wieder diese maunzenden Gött:innen bedienen und umsorgen. Leider lässt sich dieser Garten allerdings nicht ausbruchssicher für Katzen machen. Dafür sorgen die in die Nachbargärten hinüberragenden Äste der Bäume und auch die Zäune sind für Katzen sicher kein Problem. Wir würden nur sehr ungern unsere Fellmonster von der vor dem Haus verlaufenden Straße kratzen oder – wie es leider manchmal vorkommt – unser Fellknäuel an Gift oder anderen ungesunden Substanzen eingehen sehen. Auch Infektionen sind nicht auszuschließen. Und häufiges Entwurmen versteht sich dann auch von selbst.
Andere Katzenbesitzer scheinen scheinbar sorgloser zu sein…
Allein in dem Stückchen unserer Gasse, das ungefähr 20 Nummern umfasst, haben wir vier freilaufende Katzen gesehen: eine rotbraune, eine schwarzweiße, eine kleine schwarze und… diese eine eher graubraune Katze, die immer wieder durch unseren Garten strolchte. Ab und zu sahen wir sie schon im Frühsommer in der Dämmerung.
Da wir wussten, dass auch Igel bei uns regelmäßig nach Futter suchten und wir gerne eine kleine Stachelkugel bei uns ansiedeln wollten, stellten wir Näpfchen mit Wasser und Katzenfutter hin. Zwar kam der Igel – hurra! – aber nicht nur er….

Na sieh mal an – das schien die hier wohl ansässige Katze wohl auch als Einladung verstanden zu haben…

Nun hatte dieses hübsche Tier begriffen, dass es da etwas Leckeres zu holen gab – und kam auch bei Tag, um vielleicht noch mehr abzustauben.

Dafür lohnt es sich, brav zu warten, oder?

Nicht lange, und Katzi, wie wir sie in Unkenntnis ihres wahren Namens nennen, nahm das ihr gebotene Futter auch aus der Hand. Ja, Katzi ist Menschen eindeutig gewohnt, auch wenn sie vorsichtig ist. Aber beim Fressen kennt sie kein Halten *fg*

Und so lockten wir sie immer wieder mit Trockenfutter, das ihr sichtlich schmeckt. Immer wieder schaute sie mit der Zeit mehrmals täglich, ob wir da waren und auch was für sie übrighatten. Eines Tages spazierte sie einfach bei der offenen Verandatüre herein und begann sich im Wohnzimmer umzusehen.

Also verlegten wir im folgenden die Fütterung nach innen, was auch besser war, denn inzwischen war ein Krähenpärchen auf die Futterschüsselchen auf der Veranda aufmerksam geworden – und die fressen so gut wie alles. Inzwischen versorgen wir drei Krähen, eine Elster, eine Schar Kohlmeisen, ein Eichhörnchen, derzeit natürlich keinen Igel, denn der ist scheinbar bereits seit längerem im Winterschlaf in irgendeinem anderen Garten – und natürlich Katzi. Für jedes dieser Tiere gibt es sozusagen ein spezielles All-You-can-eat Buffet.
Im Sommer, als ich so lange Zeit im Krankenhaus lag, kam einmal eine Frau und erkundigte sich, ob ihre Katze denn in unserem Garten sei. Damals kannte mein Mann Katzi nur aus der Ferne in der Dämmerung. Also verneinte er, fragte, wie sie denn aussähe und bot der Dame an, selbst nachzusehen. Sie meinte dann aber, ihr GPS zeige gerade, dass die Katze schon im angrenzenden Garten sei. Interessant, denn wir haben Katzi ohne Halsband kennengelernt, das ja für so einen GPS-Sender notwendig ist.
Inzwischen hat sich Katzi öfter stundenlang bei uns häuslich bei uns eingerichtet – nur hat sie nie ein bereitgestelltes Kisterl benutzt, um ihre Notdurft zu verrichten. Da setzte sie lieber auf Frischluft *g* Da sie jetzt auch ein Kisterl hat und manchmal geradezu an uns klebt und einfach nicht gehen will – nein, sogar bis zu uns ins Bett kommt – wobei zu sagen ist, dass Katzi äußerst reinlich ist, ein seidiges ungezieferfreies Fell hat und sich überdies dauernd und ausgiebig putzt – kann sie eigentlich auch bei geschlossenen Türen bleiben. Schließlich ist es mittlerweilen draußen lausig kalt!


Sie ist gutmütig und lässt sich ziemlich viel gefallen. Wenn sie etwas nicht möchte, kratzt und pfaucht sie nicht, sie zappelt nur ein wenig und versteift sich. Das genügt ja auch, es muss ja nicht immer gleich Blut fließen. Inzwischen hat sie sogar bewiesen, dass sie maunzen kann, wenn auch nicht laut und überdies auch schnurren kann wie ein Traktor!

Also ich würde mal sagen, Katzi fühlt sich bei uns wohl…

Vor vier Tagen kam Katzi plötzlich nicht mehr – und das fast zwei Tage lang. Sie scheint allerdings zu wissen, dass am Vormittag die Gefahr besteht, dass keiner von uns zuhause ist und kommt daher eher in der Früh und dann erst wieder gegen halb drei. Aber diesmal…
Wir machten schon lange Nasen, denn wenn eine Katze mal unser Herz erobert hat, wird es schnell undicht, wenn das Fellmonster plötzlich nicht da ist. Die erste Frage in der Früh ist immer „War Katzi schon da?“ und am Abend „Noch nicht???“

Doch vorgestern stand sie am Abend plötzlich wieder vor der Verandatür – allerdings mit einem Halsband mit GPS-Sender. Uff, also war es nur der/die besorgte/ Besitzer:in. Im Sender-Kasterl eingeschlossen ist ein Röllchen aus Papier – vielleicht mit der Wohnadresse. Jetzt grübeln wir, ob wir den Zettel irgendwie entnehmen sollen, damit wir herauskriegen, wo Katzi eigentlich zuhause ist und wie sie wirklich heißt. Wir wissen ja, wie schnell man sich Sorgen macht… Außerdem soll ja niemand auf die Idee kommen, wir entführten die Katze! Das würde auch nicht ohne (unser) Blut zu vergießen abgehen. Katzi weiß schon, was sie will und was nicht!


Und so geht es nun in die Adventzeit – mit Katzi, „unserer“ geliebten Teilzeitkatze…

6 Kommentare on “Die Teilzeitkatze

    1. Habe so ein Igelhaus mit Anti-Rattenklappe – aber unser stacheliger Freund hat beschlossen, sich in einem anderen Garten zur Winterruhe zu betten. Vielleicht ein Grund: eine zeitlang hat auch ein Marder unseren Farten unsicher gemacht. Was er sicher erwischt hat, war ein Nest unserer Erdhummeln, das er völlig zerstört hat.
      Also ist Igelchen hoffentlich nur woanders untergekommen. Katzi war das sicher nicht. Sie ist zwar ein Kugelblitz, schnell und mit superstarken Hinterläufen – aber sie zieht ein Sheba oder einige Leckerlis der Jagd bei weitem vor. Außerdem lässt sich aufgrund der Hiterlassenschaften eindeutig der Marder identifizieren.

      Btw: Willkommen zurück im trauten Heim!

    2. Schön das du wieder da bist.
      Das mit dem Stein hat nicht geklappt. Wir hatten auf unser gebautes Igelhaus einen mehrere Kilo schweren Granitstein gelegt, damit der Waschbär die Igelin im Haus in Ruhe „brüten“ läßt. Der Stein wurde weggeräumt und das Nest zerstört… Seit dem ist kein Igel mehr in das Haus gezogen, leider.

  1. Teilzeitkatzen haben wir zwei. Zwei Kater, die sich nicht so gut verstehen. Während der große Kater, den wir Tyrann nennen, nur Gesellschaft und Streicheleinheiten will, ist der kleine Kater sehr scheu. Ihn nennen wir Bibi (für Püppi), weil wir dachten, er sei eine Katze. Bibi darf ab und zu in den Windfang und bekommt dort was zu Fressen, bei geschlossener Tür, damit er in Ruhe fressen kann. Da läßt er sich auch mal streicheln, aber draußen ist er schnell weg. Weil da irgendwo Tyrann lauert, der sich mit jedem prügelt… Wir schaffen uns keine eigene Katze mehr an, weil wir niemanden haben, der sich im Urlaub oder bei Krankheit um das Tier kümmert.

  2. Vielleicht könnt ihr dem Katzi eure Adresse od. Tel.Nr. mitgeben und dann entsteht daraus ja vielleicht sogar eine KatzenfütterundverwöhnFerienvertretung? Wer weiss…
    Unsere Katzis haben zum Glück einen recht grossen eingezäunten Garten und erst noch einen grossen gedeckten Balkon und sind meist sogar länger an der frischen Luft als ich 🙈. Ausser es ist so kalt wie grad jetzt, dann werden die In-House-Kistchen wieder dem trockenen Fleck Erde unterm Tomatenhaus vorgezogen.
    Eine fremde Katze würde ich nur rein nehmen, wenn sie krank aussieht od. abgemagert und verwahrlost ist. Füttern würde ich sie auch nur, wenn sie nicht mehr vom Haus weggeht, denn man weiss ja nie, ob die Katze nicht irgend ein Spezialfutter braucht und dies dann zuhause nicht mehr frisst, weil sie schon auswärts ein viel leckereres Futter bekommen hat. Aber eben: vielleicht könnt ihr euch mit den Besitzern ja anfreunden und vielleicht sind sie sogar froh, wenn die Katze quasi ein Ersatz-Zuhause hat? In diesem Sinne: viel Glück für alle Beteiligten. 🍀😻🍀

    1. Das mit dem Anfreunden der Katzenbesitzer klappt nicht immer. Eine Freundin hatte eine Katze und einen Kater. Den Kater hat sich eine Nachbarin rangezogen und verwöhnt. Als der Kater mal 2 Tage nicht kam, ist die Nachbarin wirklich zu den Besitzern gegangen und hat gefragt, wo der Kater sei und ob sie mal auf dem Heuboden nachschauen kann. Einal kam die Nachbarin und meinte, der Kater sei krank und die Besitzer sollten doch mal mit ihm zum Tierarzt. Unsere Freundin ist ausgeflippt über so viel Dreistigkeit. Ihren Kater hat sie seit dem nur noch sehr selten gesehen. Sie vermutet, die Nachbarin hat ihn zur Wohnungskatze gemacht…

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